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Dauer
4,75 Stunden
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Fobi-Punkte
6
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Unterlagen
14
Soziale Phobien
Angst vor sozialen Kontakten und Bewertung durch andere ist als Phänomen altbekannt. Die älteste Falldarstellung eines sozial Ängstlichen stammt gar von Hippokrates. Die gesellschaftlichen Erwartungen und Anforderungen an Menschen bezüglich “Sozialer Kompetenz” waren noch nie so hoch wie heute und machen es sozial ängstlichen Menschen schwer sich zu positionieren. Der heutige Zeitgeist verlangt von den Individuen, dass sie sich in der Öffentlichkeit optimal präsentieren und verkaufen können. Der Preis, den Personen mit sozialer Angst bezahlen, ist sehr hoch. Phobien sind mit Leiden verbunden und können die Lebensgestaltung massiv beeinträchtigen. Sie können sich beruflich und persönlich nicht richtig entfalten, finden häufig keine(n) Partner(in), leben einsam und gesellschaftlich isoliert, werden depressiv oder abhängig von Medikamenten oder Alkohol, die sie zur Regulierung ihrer Probleme einsetzen.
Die Palette der Einschränkungen reicht dabei von einigen wenigen spezifischen Situationen bis hin zu sehr vielen sozialen Interaktions- und Leistungssituationen, die häufig zu sozialem Rückzug führen.
Eine Anfang 1994 veröffentlichte repräsentative Studie beziffert die Verbreitung der sozialen Phobie bei der Bevölkerung der USA auf sage und schreibe 13 Prozent. Dies bedeutet, dass etwa 35 Millionen US-Amerikaner*innen unter dieser Störung leiden. Nach der depressiven Störung und dem Alkoholismus steht in den USA die soziale Phobie bezüglich Auftretenshäufigkeit an dritter Stelle. Es ist zu vermuten, dass die soziale Phobie in Mittel- und Westeuropa ähnlich verbreitet ist, obwohl dazu bisher nur wenige Ergebnisse vorliegen.
Mit diesem Seminar möchte ich auf dem Hintergrund einer kognitiv-verhaltenstherapeutischen Sichtweise einen Beitrag zur Behandlung nach aktuellen Gesichtspunkten leisten. Aus vielen meiner Patienten mit Sozialer Phobie habe ich einen umfangreichen Beispielfall generiert. Das Seminar ist komplett auf diesen Fall und dessen möglichen Therapieablauf strukturiert. Dabei versuche ich möglichst viele Aspekte zu erfassen und Anregungen und praktische Erfahrungen weiterzugeben. Das von mir favorisierte integrative Behandlungskonzept geht von einer individuumsspezifischen Fallkonzeption aus, anhand derer ein individuelles Erklärungsmodell zur Entstehung und Aufrechterhaltung der sozialen Angst entwickelt wird. Die notwendigen korrigierenden Veränderungserfahrungen werden über Konfrontationen mit realen Situationen im Sinne von Verhaltensexperimenten erreicht. Falls solche Erfahrungen nicht zu einer spürbaren Einstellungsveränderung führen, werden hindernde kognitive Annahmen zusätzlich therapeutisch bearbeitet. Abschließend wird auf die Frage eingegangen, wie der Erfolg einer Psychotherapie auch über das Behandlungsende hinaus stabilisiert werden kann.